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Studie Lokale Ökonomie

Ergebnisse

Die analysierten Quartiere

Mehr als die Hälfte der 39 in der Studie untersuchten Projekte im Handlungsfeld „Stärkung der Lokalen Ökonomie“ wurde in Großstädten umgesetzt. In den BIWAQ-Quartieren liegen der durchschnittliche Anteil der Arbeitslosen sowie der Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund deutlich über dem Mittelwert der jeweiligen Kommunen. Die sicht- und erlebbare Unternehmenslandschaft der strukturschwachen Projektquartiere ist dabei durch Unternehmen geprägt, die auf die Nahversorgung der Bewohnerschaft ausgerichtet sind oder zur Gesundheitswirtschaft zählen. Auch das Handwerk spielt für die Wirtschaftsstruktur vieler BIWAQ-Projektgebiete eine bedeutende Rolle.

Basierend auf der Flächenverfügbarkeit und der Qualität der Nahversorgung definierte die Studie folgende drei wirtschaftsstrukturelle Quartierstypen:

  • Gewerbearme Wohngebiete,
  • Wohn- und Mischgebiete mit Gewerbepotenzial und Nahversorgungsdefiziten, sowie
  • Nahversorgte Wohn- und Mischgebiete mit Gewerbepotenzial.

Die Wirtschaftsstrukturen und Problemlagen der untersuchten Quartiere sind – trotz gewisser Gemeinsamkeiten – äußerst heterogen. Deshalb ist Vorsicht geboten, in benachteiligten Quartieren pauschal von prekären und instabilen Wirtschaftsstrukturen auszugehen. Vielmehr bestehen unterschiedliche ökonomische Potenziale in Form erfolgreich wirtschaftender Unternehmen. Die Nahversorgung ist in den meisten der untersuchten Gebiete sichergestellt.

Unterstützungsbedarfe

Die Analyse der Rahmenbedingungen und Problemlagen in den BIWAQ III-Quartieren legte bei den Akteuren der lokalen Ökonomie verschiedene Unterstützungsbedarfe offen. Es fehlt insbesondere an Hilfen beim Umgang mit den Auswirkungen der Digitalisierung. Die Unternehmen benötigen zum Teil Unterstützung beim Marketing und bei der Personalsuche und -qualifizierung. Darüber hinaus gibt es quartiersbezogene Bedarfe im Zusammenhang mit dem Quartiersmarketing und dem Leerstandsmanagement.

Wirkungen auf die lokale Ökonomie

Die mit dem BIWAQ-Programm verfolgten Ziele konnten in der Mehrzahl der untersuchten Projekte erreicht werden. Dies betrifft insbesondere die Stabilisierung lokaler Unternehmen und die Schaffung von Quartiersmehrwerten. Da vielfach Informationen über die zugrundeliegenden Kriterien und Messansätze in den Projekten fehlen, liefern die der Bewertung zugrundeliegenden Indikatoren sowie die vermuteten Ursache-Wirkungszusammenhänge mit Blick auf konkrete Projektaktivitäten nach Einschätzung des Projektteams nur ein relativ unscharfes Bild und erlauben lediglich eine eingeschränkte Steuerung der Projekte im Rahmen des Gesamtprogramms.

Erkennbar sind allerdings wesentliche Faktoren, die zu einer positiven Bewertung des Projekterfolgs durch die beteiligten Akteure führen. Dazu gehören ein Vertrauensverhältnis auf Basis persönlicher Kontakte, die Auseinandersetzung mit den tatsächlichen (Unterstützungs-)Bedarfen der lokalen Akteure und ausreichende Ressourcen. Positiv wirken außerdem die im BIWAQ-Programm vorgesehene lange Laufzeit der Projekte und der vergleichsweise geringe Dokumentationsaufwand. Personalwechsel innerhalb der Projektteams, ein durch das Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt / Sozialer Zusammenhalt ungünstig vorgegebener räumlicher Zuschnitt des Quartiers sowie inhaltliche Begrenzungen behindern die Projektarbeit eher (z.B. der Ausschluss von Existenzgründungsberatungen).

Vor diesem Hintergrund kommt die vorliegende Studie zu dem Ergebnis, dass das BIWAQ-Programm einen geeigneten Rahmen für die Umsetzung von Projekten zur Stärkung der lokalen Ökonomie darstellt und es den Projekten ermöglicht, komplexe und innovative Projekte umzusetzen. Gleichwohl sollen mit den folgenden Handlungsempfehlungen Anregungen für eine Weiterentwicklung des Förderinstruments und die Durchführung einzelner Projekte gegeben werden.

Handlungsempfehlungen

  • Ziele der Handlungsfelder schärfen und aufeinander abstimmen:
    Die BIWAQ-Begriffswelt und die vorrangig fokussierten Themen betonen die Beschäftigungsförderung und reduzieren die lokale Ökonomie häufig auf ein Mittel zum Zweck. Die große Bedeutung für die Bewohnerinnen und Bewohner spricht jedoch für eine klarere Betonung der Programmziele und damit auch für eine Öffnung für andere Projektzugänge.
  • Räumlichen Bezug stärker sachlich begründen:
    Das Quartier ist häufig nur bedingt geeignet, einen Wirtschaftsraum abzugrenzen: Wirtschaftsräume decken sich nicht zwangsläufig mit Sozialräumen. Wenn Gewerbegebiete direkt an die geförderten Programmgebiete des Programms Soziale Stadt / Sozialer Zusammenhalt angrenzen, sollte das Projektgebiet entsprechend erweitert werden. Im Quartier selbst kann nur bedingt auf die Entwicklung der lokalen Ökonomien eingewirkt werden, da viele Ursachen für deren wirtschaftliche Dynamik außerhalb der Quartiere liegen. Zu berücksichtigen ist zudem, dass sich infolge der aktuellen Corona-Pandemie die räumlichen Zusammenhänge zwischen Wohnen und Arbeiten verändern könnten.
  • Projekte aktiv begleiten und mit standardisierten Instrumenten unterstützen:
    Schon vor Beantragung, aber insbesondere in der Arbeitsphase sollten die Programmakteure die Projekte (weiterhin) durch ein Set an Beratungsleistungen und Arbeitsinstrumenten unterstützen. Dadurch können die derzeit noch von den Projektakteuren benannten Zugangsschwellen, Hemmnisse und sonstigen bürokratischen Lasten reduziert werden. Für regelmäßig wiederkehrende oder häufig nachgefragte Unterstützungsleistungen sollten möglichst standardisierte Instrumente entwickelt werden.
  • Monitoring professionalisieren:
    Klarere Zielstellungen und ein regelmäßiger, systematischer Austausch mit und zwischen den Projekten sind gute Voraussetzungen für ein aussagekräftiges Programmmonitoring. Zur Messung der Zielerreichung können Indikatoren und Kennzahlen besser auf vorab empirisch erfasste Ursache-Wirkungsbeziehungen abgestimmt werden. Die derzeit verwendeten Indikatoren (z.B. die Zahl der stabilisierten Unternehmen) und die Praxis der Selbsteinschätzung durch die die Projektakteure sollten auf den Prüfstand gestellt und durch eine externe Evaluation ersetzt werden.
  • Aufwand für vorbereitende Maßnahmen berücksichtigen:
    Bereits im Vorfeld eines Projekts sind Ressourcen für Maßnahmen erforderlich, die maßgeblichen Einfluss auf den späteren Projekterfolg haben. Der damit verbundene Aufwand sollte bei der Bemessung der Projektmittel berücksichtigt werden. Dadurch kann erreicht werden, dass Projekte besser vorbereitet starten und damit von Beginn an effizienter und effektiver arbeiten.
  • Problemlagen und konkrete Bedarfe ermitteln:
    Unabhängig von einer Begleitung oder ggf. (technischen) Unterstützung durch den Programmträger sollte vor bzw. zu Beginn jedes Projekts eine Erfassung der lokalen Problemlagen und der bereits erkennbaren Bedarfe bei den verschiedenen Akteursgruppen erfolgen. Zusätzliche Hinweise und Empfehlungen für das Vorgehen bei der Ermittlung der lokalen Problemlagen und der sich daraus ergebenden Bedarfe sowie die Bereitstellung standardisierter Erhebungsinstrumente (z.B. Fragebögen) könnten diese Einstiegshürde für Projektakteure niedrig halten und zugleich zu einer effizienten Abwicklung beitragen.
  • Lokal nicht sichtbare Unternehmen einbeziehen:
    Auch Unternehmen, die nicht direkt sicht- oder erlebbar sind, wie beispielsweise IT-Unternehmen oder Versicherungsvertretungen, prägen indirekt das Erscheinungsbild eines Quartiers. Die Veränderungen in der Arbeitswelt aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie dürften diese Effekte sogar noch verstärken. Entsprechend sollten Projektaktivitäten mit Bezug zur lokalen Ökonomie auch die lokal nicht sichtbaren Unternehmen sowie gegebenenfalls weitere ökonomische Aktivitäten im Quartier berücksichtigen.
  • Erfahrungen austauschen
    Die Projekte sollten in angemessener Weise Aktivitäten zum Austausch von Erfahrungen einplanen. Der individuelle Aufwand für einzelne Projekte kann dabei durch zentrale Angebote durch den Programmträger reduziert werden. Die Angebote sollten dabei künftig über die bereits heute üblichen Werkstatt-Veranstaltungen und die Bereitstellung kompakter Projektinformationen auf der Internetpräsenz des BIWAQ-Programms hinausgehen. Denkbar wäre beispielsweise ein zusätzlicher permanenter Austausch mithilfe einer geeigneten elektronischen Plattform in Anlehnung an die Diskurse in sozialen Netzwerken. Projektmonitoring, die Identifikation möglicher Unterstützungsbedarfe und ein innovativer Lernprozess würden so zusammengeführt und könnten sowohl für die Projektdurchführung als auch für die Steuerung des BIWAQ-Programms insgesamt wertvolle Informationen liefern.

Zusatzinformationen

Kontakt

Nora Spielmann
Referat RS 4 - Städtebauförderung, Soziale Stadtentwicklung

Telefon: +49 228 99401-1437


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