Navigation und Service

Hier bleib‘ ick!

Beruflich lief bei Horst Baitz zunächst alles nach Plan. Nach einer Ausbildung als Baufacharbeiter wechselte er zu einem großen Arbeitgeber. Berufsbegleitend bildete er sich auf der Abendschule zum Industriemeister fort und erwarb zusätzlich das Zertifikat zum Gesundheitshelfer im Betrieb.

1992 musste der damals 28-Jährige seine Arbeitsstelle nach einem Jobwechsel aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Da seine Mutter gleichzeitig schwer erkrankt war, übernahm er ihre Pflege. „Der Pflegedienst schickte jeden Tag eine andere Krankenschwester. Da konnte meine Mutter kein Vertrauen fassen“. Zum Unterhalt blieb das Pflegegeld und Einkommen aus Teilzeitarbeitsstellen. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 2012 erkrankte Horst Baitz selbst. Er erlitt einen Herzinfarkt und ein akutes Nierenversagen. Zudem war er psychisch stark belastet. „Ich bin in dieser Zeit total vereinsamt“, erinnert er sich. Nach vier Jahren und mehreren gesundheitlichen Rückfällen versuchte Baitz auf Anraten seines Arztes, seine sozialen Kontakte zu verbessern, wieder „unter Menschen zu gehen“. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits vom BIWAQ-Projekt „Quartiersbetrieb Hohenstücken - Arbeit im und für den Stadtteil“ gehört.

Seit 2017 ist Horst Baitz Teil des Brandenburger BIWAQ-Projekts. Er hat sich dem Verein „Arbeiten und Wohlfühlen in Hohenstücken e.V.“ angeschlossen, der aus dem BIWAQ-Projekt hervorgegangen ist. Mit den anderen Vereinsmitgliedern versteht er sich sehr gut. „Nette Leute, dachte ich mir. Hier bleib‘ ick!“. Der Zusammenhalt beeindruckt ihn am meisten. Als er 2017 erneut erkrankte, erledigten andere Projektteilnehmende seinen Einkauf und unterstützen ihn im Haushalt.

Am liebsten möchte der 54-Jährige sich um ältere Menschen im Quartier kümmern. Deshalb ist er froh, dass das BIWAQ-Projekt und der Verein versuchen, haushaltsnahe Dienstleistungen als neues Geschäftsfeld zu erschließen. Ob das klappt, ist noch nicht sicher. Deshalb hilft Horst Baitz zusätzlich ehrenamtlich im neu eröffneten Stadtteilcafé mit. „Meine Spezialität sind Apfeltaschen. Wenn die Gäste unseren Kuchen loben, dann macht mich das stolz“. Aber auch die Spielenachmittage, zu denen zumeist Seniorinnen und Senioren in das Café kommen, machen ihm Spaß.

Die berufliche Zukunft von Herrn Baitz ist dennoch unsicher. Nach weiteren Erkrankungen ist zunächst eine Reha geplant. Danach entscheidet sich, ob Herr Baitz noch einmal arbeiten kann oder Erwerbsunfähigkeitsrente erhält. Seine Hoffnungen setzt er auf den Verein: Dort sollen zukünftig Arbeitsplätze auch für gesundheitlich beeinträchtige Menschen entstehen. Sich für andere engagieren möchte er auf jeden Fall weiterhin. „Falls ich Rentner werde, will ich ehrenamtlich hier im Verein weitermachen.“

Der Stadtteilbetrieb ist im Internet unter www.quartiersbetrieb-hohenstuecken.de zu finden.


>> zum nächsten BIWAQ-Gesicht

>> zurück zur Übersicht

Diese Seite

© GSB 7.0 - 2015